Weiterbildung in der Pflege: gerontopsychiatrische Pflege
Frau Güllich, seit wann sind Sie in der Pflege tätig?
Seit dem Jahr 2011 arbeite ich in der Pflege. Meine berufliche Laufbahn startete als Pflegehelferin, im Jahr 2013 habe ich die dreijährige Fachkraftausbildung begonnen und erfolgreich abgeschlossen. Ich arbeite nun als Pflegefachraft mit einer Zusatzausbildung im Bereich der gerotopsychiatrischen Pflege im Seniorenheim Martin-Luther-Haus in Diespeck. Ursprünglich war ich im Einzelhandel als gelernte Fleischereifachverkäuferin tätig. Der Entschluss den Beruf zu wechseln und in der Pflege zu arbeiten entstand aus familiären Umständen. 12 Jahre lang pflegte ich als Angehörige ein Familienmitglied. Nach dessen Lebensende konnte ich mir nicht vorstellen erneut einen Menschen zu pflegen, da dies eine sehr herausfordernde Zeit war. Nach ca. einem halben Jahr entschied ich mich dann jedoch bewusst einen Beruf in der Betreuung mit Menschen aufzugreifen diesen zu helfen.
Sie haben eine Zusatzausbildung zur gerontopsychiatrischen Pflegefachkraft absolviert. Es handelt sich hierbei um eine spezielle Ausbildung, die gezielt auf die Behandlung und Betreuung von Menschen ab 60+ mit psychiatrischen Problemstellungen ausgerichtet ist. Warum haben Sie sich für diese Zusatzqualifikation entschieden?
Bereits während der Ausbildung hat mich das Thema Demenz angesprochen. Ich wollte die Hintergründe erfahren, wie sich Demenz bemerkbar macht, welche Ursachen jene Erkrankung hat und welche Möglichkeiten es gibt, Menschen mit Demenz zu helfen und zu begleiten. Personen mit dem Krankheitsbild Demenz sind emotionale Menschen, die einen professionellen Umgang benötigen. Eine empathische Kommunikation ist ausschlaggebend, da diese Personen sehr sensibel reagieren und es daher unerlässlich ist, eine gute Vertrauensbasis zu schaffen.
Wie sieht ihr Arbeitsalltag im Bereich der gerontopsychiatrischen Pflege aus?
Wir bieten für alle Bewohner des Seniorenheims verschiedenen Gruppenangebote an, die sich an alle, d.h. an SeniorInnen mit und ohne Demenz richten. Die Erfahrung hat gezeigt, wie wichtig es ist Demenzkranke nicht zu isolieren, sondern diese bewusst zu integrieren und dadurch anzuspornen. Oftmals erinnern sich die SeniorInnen mit einer Demenzerkrankung an alte Liedtexte und singen die einzelnen Strophen wieder mit. Das sind tolle Ereignisse, die unsere Arbeit und Bemühungen bestätigen.
Sie arbeiten täglich mit Menschen zusammen, bauen Beziehungen auf und begleiten diese über einen längeren Zeitraum. Welche Momente sind Ihnen besonders in Erinnerung geblieben?
Es ist immer wieder möglich Menschen mit Demenz am alltäglichen Leben teilhaben zu lassen, die Medikamente zu reduzieren und sie aus dieser Krankheit “herauszuholen“. Das gelingt natürlich nicht immer aber häufig schon. Solche Momente sind unbeschreiblich.
Wem würden Sie die Weiterbildung zur Gerontopsychiatrischen Fachkraft empfehlen?
Der Bereich Demenz ist natürlich speziell. Er erfordert von den Fachkräften viel Empathie, Geduld und Authentizität. Es ist eine sehr anspruchsvolle aber auch herzliche Tätigkeit.