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Psychotherapie geht alle an – Teil 8: Forschung und Wirksamkeit: „Bringt Psychotherapie etwas?“

Der achte Teil beschäftigt sich mit Einflussfaktoren auf die Wirksamkeit einer Psychotherapie.

©Kerstin Nussbächer / SRH Wilhelm Löhe Hochschule

Damit Psychotherapie als professionelles Handeln der Heilkunde und Krankenkassenleistung gemäß SGB V den Anspruch nach Erfolgsaussicht, wissenschaftlichen Verfahren, Methoden und Techniken hat, benötigt es Forschung. Dabei geht es nicht nur darum, herauszufinden, wie Psychotherapeutinnen und Psychotherapeuten arbeiten müssen, um optimale Psychotherapie umzusetzen. Es geht auch um die Wirksamkeit. Das heißt, die Forschung befasst sich zentral auch mit der Wirkung der psychotherapeutischen Behandlung.

Da alle Psychotherapieverfahren unter anderem auf eine Veränderung der Lebensführung und -gestaltung sowie eine Reduktion der Symptomatik und des Leidensdrucks abzielen, stellt sich für die Forschung auch die Frage, wie dies von den unterschiedlichen psychotherapeutischen Verfahren erreicht wird und welche Unterschiede es gibt.

Einflussfaktoren während einer Psychotherapie

Die bisherige Forschung hat sich vielfältig über die oben aufgezeigten Themen hinausgehend befasst. Zusammenfassend ist heute durch Studien gut belegt, dass Psychotherapie grundsätzlich wirkt. Es werden über alle Behandlungen hinweg große Effektstärken erzielt. Die Wirksamkeit kann von der Stärke verglichen werden mit einer Bypass-Operation. Allerdings gibt es bei Psychotherapien ein Spektrum. Das heißt, dass die Psychotherapie aufgrund unterschiedlicher Faktoren verschieden stark wirken kann. Zu den Faktoren gehören z. B. die Voraussetzungen seitens Patientinnen bzw. Patienten (z. B. Motivation, Motivierbarkeit und Veränderungsbereitschaft, soziales Netzwerk, ökonomischer Status, dem Störungsbild und der Prognose), Aspekte seitens Therapeutin bzw. Therapeut (Fachwissen und -kompetenzen, professionelles Verhalten) und der Therapiebeziehung. Beispielsweise ist eine geringe Wirksamkeit zu erwarten, wenn eine Patientin bzw. ein Patient gar nichts verändern möchte, denn Psychotherapie zielt vom Grundgedanken auf eine Veränderung ab.

Äquivalenz-Paradoxon

Ein Meilenstein der Psychotherapie-Forschung war u.a. das Feststellen des sogenannten Äquivalenz-Paradoxons. Das besagt, dass unterschiedliche Psychotherapieverfahren zu ähnlichen oder gleichen Ergebnissen führen. Das würde bedeuten, dass die Wirksamkeit unterschiedlicher Verfahren gleich oder zumindest ähnlich ist, jedoch über verschiedene Wege ein gleiches bzw. ähnliches Ziel erreicht werden würde. Heute wird das Äquivalenz-Paradoxon kritisch diskutiert.

Wissenschaftlich fundierte Verfahren

Den aktuellen Forschungsstand zusammenfassend kann jedoch eindeutig als belegt angesehen werden, dass insbesondere die psychoanalytisch begründeten Verfahren, also die analytische Psychotherapie und die tiefenpsychologisch-fundierte Psychotherapie, die Verhaltenstherapie, sowie die systemische Therapie ihre grundsätzliche Wirkung bewiesen haben. Alle genannten Verfahren können somit als wissenschaftlich fundierte Verfahren angesehen werden.

Was bedeutet das für Patientinnen und Patienten?

Patientinnen und Patienten, die in Deutschland eine approbierte Psychotherapeutin/ Psychotherapeuten aufsuchen, können sicher sein, dass die Therapeutin/der Therapeut mit einem wissenschaftlich fundierten Verfahren arbeitet. Denn in Deutschland sind nur solche Verfahren als sogenannte Richtlinienverfahren zugelassen, zu der die Forschung umfangreiche Wirksamkeitsnachweise erbracht hat.

 

Um Interessierten psychotherapeutische Aspekte näher zu bringen, stellt Prof. Dr. Philipp Stang in einer Artikelreihe mit dem Titel „Psychotherapie geht alle an“ verschiedene Schwerpunkte dar. Bisher sind folgende Artikel erschienen:

Teil 7: Ablauf einer Psychotherapie

Teil 6: Psychotherapeutische Diagnostik

Teil 5: Unterschiedliche Psychotherapieformen

Teil 4: Ambulante, teilstationäre und stationäre Behandlung

Teil 3: Wohin geht man?

Teil 2: Berufsfelder

Teil 1: Psychotherapie und deren Zugang

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